*** Trigger Warnung ***
Hinweis: Diese Geschichte ist frei erfunden. Allerdings ist sie sehr sehr traurig und wird teilweise sehr sehr explizit. Bitte lese, diese Geschichte nur, wenn du dich bereit dafür fühlst. Sollte es dir nach dem Lesen der Geschichte schlecht gehen, suche dir Hilfe.
Ich hatte den Auftrag bestimmte Sätze einzubauen als Challenge. (Kleiner Hinweis)
Es gibt eine begleitende Musikplaylist. Sie ist zum Anhören, während dem Lesen, aber die Lieder sind nicht an bestimmte Abschnitte gebunden. Link: https://www.youtube.com/playlist?list=PLeY9d37XnfOdnCNijjLEmP2sNA9d8EoLP
Zuckerbrot und Peitsche
<Zuckerbrot und Peitsche. Das sind die wichtigsten Grundsätze.> sagt der Versuchsleiter mit einem Grinsen im Gesicht. Der Versuchsleiter ist ein älterer Mann in einem weißen langen Kittel. Der andere Mann vor ihm schaut fragend. <Aber das sind Menschen. Das Recht auf Leben hat jeder Mensch.> antwortet er mit einer unsicheren Stimme. Diese Person war um die 30 und wir hatten ihn vorher noch nicht gesehen. <Haha, der war gut.> antwortet der Versuchsleiter lachend. <Die Dinger haben zu folgen. Eine jede Abweichung ist zu Strafen.> ergänzt er. <Aber, das kann doch nicht ihr Ernst sein!> antwortet der Neue unter Tränen. Wir schauen uns gegenseitig an. Mit mir sitzen weitere Jugendliche da. An ihn allen sind Wunden – frische und alte. Abgemagert und dreckig. <Keine Sorge, sie werden genügend Erfahrungen machen.> sagt der Versuchsleiter lachend, während Wachpersonal hinter dem Neuling erscheint. Sie ziehen seine Arme nach hinten und legen ihm Handschellen an. Er blickt fragend und versucht sich zu befreien. <Genießen sie den Luxus, denn wird es nicht oft geben.> sagt der Versuchsleiter stark lachend. Er dreht sich um und geht weg, während der Neuling in einen Raum geschleift wird. Ich blicke die anderen an. Wir waren viel gewohnt. Wir versuchen zu lächeln, obwohl jeder weiß das wir lügen. Vielleicht der Weg nicht verrückt zu werden? <AAAAAAUUUUUUU.> hört Mensch auf einen Schlag. Wir schauen zu dem Raum. Und wieder ein Schrei. Vor jedem Schrei ist die Peitsche zu hören. Wie sie schwingt und anschließend trifft.
Worte ohne Reden
Mein Bruder geht neben mir. Wir wollen auf ein Vorbereitungstreffen für eine Demonstration. Wir wollen kämpfen für eine bessere Welt. Wir kommen gerade an. Mein Bruder lächelt mich an. <Na los, ich weiß doch, zu wenn du willst.> sagt er lächelnd zu mir. Ich lächle zurück. Ich gehe durch den Raum und finde sie. Aber sie trägt ein violettes Oberteil mit einer schwarzen Jeans. Ich bleibe stehen. Ich atme tief ein und aus. Violett ist eine unsittliche Farbe. Ich mag sie. Naja vielleicht mehr als das. Mitunter könnte ich in sie äh. Mitunter könnte ich sie sehr sehr stark mögen. <Hi.> sage ich zu ihr, als ich weiter zu ihr gegangen war. <Hallo! Wie geht’s dir?> fragt sich mich während sie sich freut mich zu sehen. <Ähm. Mir geht’s gut. Wie geht es dir?> antworte ich etwas zurückhaltend. <Mir geht es auch gut.> antwortet sie mit einem Lächeln. <Du brauchst nicht so angespannt sein. Behandle mich so, wie du zu mir fühlst. Auch wenn die dunklen Gedanken dein Kopf erreichen.> sagt sie in einer beruhigenden Stimme zu mir und schaut mich Verständnisvoll an. Sie versteht was ich sagen möchte ohne Worte. Ich habe zu viel Angst ihr es zu sagen. Ich. Ich bin doch gar nicht fähig für richtige Liebe. Und ich habe eine gute Freundin. Die will ich ja nicht verlieren. Und Paare gehen doch wieder auseinander. Sie blickt mich fragend an und sagt <Was hat denn meine gute Freundin Tolles gemacht seit dem letzten Treffen?>. Es ist grausam, wie gut sie mich lesen kann. <Ich habe ein tolles Schild gebastelt. Ich kann es dir zeigen, wenn du willst.> antworte ich mit einem Lächeln. <Oh, ja.> antwortet sie in einen freudigen Ton.
Ich liebe dich
Hinter mir gehen zwei Personen aus dem Wachpersonal. Ich werde die Gänge entlanggeführt. Ich wurde davor gebadet, das heißt mit heißem Wasser abgespritzt. Mein Körper dürfte verbrüht sein, aber das interessiert ja keinen Menschen hier. Wir kommen vor einem Raum an. Die Tür ist verschlossen. Eine Person klopft an die Tür und nach einiger Zeit öffnet sich die Tür. In der Tür steht ein mittelalter Mann mit einen violetten Anzug. <Bringt sie herein.> sagt er freudig zum Wachpersonal und ergänzt zu mir <Setz dich auf die Couch.>. Ich werde in den Raum gebracht und vom Wachpersonal in die Richtung der Couch geschubst, nachdem mir die Handschellen abgenommen wurden. <Willkommen, willst du was trinken?> fragt er mich mit einem schmierigen Lächeln. Ich verneine indem ich den Kopf bewege. <Okay> antwortet er darauf. Er kommt näher zu mir und bleibt vor mir stehen und geht in die Hocke. <Weißt du, du hast viel Glück.> sagt er freudig zu mir. Ich blicke fragend. Ich fühle mich unwohl. Ich möchte hier nicht sein. <Du hast die Ehre mich zu lieben, mein Schatzi.> sagt er freudig zu mir. Was? Ich versuche mich weiter nach links zu setzen, um mehr Abstand zu ihm zu haben. Er bemerkt das aber. <Was soll dieses Verhalten! Freust du dich denn nicht?> schreit er mich wütend an, während er eine Fernbedienung aus der Hosentasche holt und anschließend den Knopf drückt. SCHMERZ. Ich zittere. Es schmerzt. Ein Schmerz der sich über den gesamten Körper ausbreitet und mein Herz stocken lässt. <Freue dich!> schreit er mich an. Ich setze ein Lachen auf. Ich versuche andere Reaktionen zu unterdrücken. Er setzt sich neben mich und nimmt mich in den Arm. <Sind wir nicht ein schönes Paar?> fragt er mich als würde er auf Wolke 7 schweben. <Ähm, ja?> antworte ich sehr stotternd und unsicher. Ich versuche meine Angst und mein Unwohlsein zu unterdrücken. <Oh, das ist ja toll.> freut er sich. Während er das sagt, geht seine rechte Hand langsam über meinen Bauch in meine Hose. Ich stehe auf um davor zu fliehen. Dies gefällt ihm allerdings nicht und er drückt wieder den Knopf. Mein Körper schmerzt, aber trotzdem. Ich versuche auf dem Boden liegend weiter zum Ausgang zu kriechen. Aber mit jeder Sekunde wird der Schmerz schlimmer und schlimmer. Ich kann nicht mehr. Ich bleibe erschöpft auf dem Boden liegen, nachdem er aufhört den Knopf zu drücken. <Wir sind doch ein Paar. Wir wollen doch als Paar auch intimeren Spaß haben. Wenn ich schon so eine schöne Frau habe.> sagt er schmierig lächelnd zu mir mit einem Grinsen im Gesicht. Ich fange an zu weinen. Warum? Warum ich? Ich bemerke wie Hoffnungslosigkeit und Angst mich erfüllt. Er kommt zu mir auf den Boden herunter und öffnet meine Hose.
Unerwarteter Besuch
Ich und meine Eltern sitzen am Esstisch in der Küche. Vor mir liegt ein Brett mit einer Scheibe Brot darauf. Meine Eltern haben ein grünes Oberteil an. Grün ist eine hoffnungsvolle Farbe. Sie trinken ihren Kaffee, während ich mein Brot mit Marmelade beschmiere. <Was willst du eigentlich zum Geburtstag? Du wirst ja bald 14 und da du groß bist, kannst du dir auch selber etwas aussuchen.> fragt mich meine Mutter freundlich. Ich lächle und antworte <Ja natürlich. Da muss ich aber vorher nachdenken, das Geschenk muss ja gut ausgewählt sein.>. Meine Eltern schmunzeln. <Wir müssen los. Nicht vergessen! Auf keinen Fall darfst du die Tür öffnen, egal was ist!> sagt mein Vater eindringlich zu mir. <Ja, ich weiß.> antworte ich aufrichtig. Meine Eltern gehen wieder auf eine Demonstration für Menschenrechte, Freiheit und Demokratie. <Gut.> antwortet meine Mutter darauf. Gerade als beide aufstehen möchten, gibt es einen lauten Knall. Aus dem Gang kommt Rauch. Meine Eltern schauen sich gegenseitig ängstlich an. Was ist passiert? Warum haben Mama und Papa Angst? Bevor sie auch nur versuchen können sich zu bewegen stehen vor uns Soldat*innen. Sie zielen mit den Waffen auf meine Eltern und auf mich. Mir wird unwohl, ich habe Angst. Zwischen ihnen kommt eine weibliche Person durch. <Herr und Frau Liberta sie wurden der Volksverhetzung schuldig gesprochen. Ihr Strafmaß sieht eine sofortige Exekution vor.> sagt sie sehr bestimmend. Meine Eltern! Sie lächeln mich an, als wollten sie sagen <Alles wird gut.>. Müssen sie jetzt in das Gefängnis? Was mache ich ohne Eltern? Ich bin in meinen Gedanken versunken, als der erste Schuss fällt. Aus der Pistole der Kommandantin kommt Rauch. Ich schaue nach links zu meinen Eltern. Meine Mutter! Mama! Noch bevor ich beginnen kann zu weinen, fällt der zweite Schuss. Da liegen sie. In einem Bad aus Blut, beide auf dem Boden. Ich knie benommen auf den Boden. Tränen rollen meine Wange herunter. Sind sie Tod? Sie sind Tod. Aber sie könnten Leben. Während ich in meinen Gedanken versunken bin sagt die Kommandantin zu einem Soldaten <Nimmt die kleine mit. Sie kommt in eine Anstalt zur Wiedereingliederung in die Gesellschaft.>. Der Soldat antwortet ernst <Sie wird uns eines Tages dankbar sein, dass wir ihren freien Willen gebrochen haben um sie zu einer ehrenvollen Bürgerin unserer Nation zu machen.>.
Schwarz
<Also das waren die grundlegenden Planungen. Wir gehen davon aus, dass die Polizei wieder Gummigeschosse einsetzen wird.> sagt eine Person, welche neben einer Tafel stand. <Oh jej, hoffentlich passiert uns nichts oder Schwester?> flüstert mir mein Bruder zu. <Schwarz ist bequemer als Braun.> fasle ich leicht benommen. Schmerzen. Ein Gummigeschoss macht kurz Schmerzen. Eine Kugel macht lange Schmerzen. Schmerzen sind aber nicht schlimm. Aber mit einer Wunde ist Mensch so eingeschränkt. <Alles gut bei dir?> fragt mich mein Bruder besorgt. <Äh, ja klar. Ich bin wohl in meine Gedanken abgeschweift.> antworte ich ihm in einen ruhigen Ton. <Wir gehen davon aus, dass sie wieder ihre schwarzen schweren Schutzuniformen tragen werden.> erklärt die Person an der Tafel weiter. Schwarz. Schwarz ist eine feige Farbe. Schwarz ist eine schäbige Farbe.
Sichtbare Lektion
<Gehorsamkeit ist die oberste Priorität.> sagt der Mann im weißen Kittel zu uns. Ich sitze mit anderen Jugendlichen in einem großen Raum. Wir sitzen direkt aneinander. <Wer sind sie überhaupt?> schreit ein Kind fragend, das einige Plätze links von mir sitzt. Der Mann wird darauf wütend und geht in Richtung des Kindes und schreit wütend <Sofort Aufstehen!>. Das Kind hat sichtlich Angst und steht auf. Kaum hat der Mann das Kind erreicht, packt er eine kleine schwarze Peitsche aus und holt aus. Die einzelnen Riemen der Peitsche hinterlassen tiefe Eindrücke im Gesicht des Kindes. Das Kind beginnt zu weinen und sich vor Schmerz zu krümmen. Der Mann packt seine Peitsche wieder ein, während er brüllt <Wiederspruch ist nicht erlaubt und keiner von euch darf helfen! Lektionen müssen gelernt werden!>. Die Kinder, welche neben ihn sitzen, wollten ihm helfen. Wichen aber zurück nach dem Satz. So wie die meisten es getan hatten. Ich fühle wie ich eine Gänsehaut bekomme und sich mein Körper mit Angst fühlt.
Er macht noch weitere Ansagen, allerdings traut sich keine*r ein Wiederwort zu geben. Keine*r wollte der*die nächste sein. Wir werden schließlich aufgefordert, den Raum zu verlassen. Die ersten Kinder verlassen den Raum. Ich stelle mich in eine der Schlangen. Stück für Stück geht es voran. Als ich schließlich neben dem noch immer am Boden liegenden Kind zu stehen komme. Er muss aufstehen. Er muss den Raum verlassen. Er bekommt ansonsten noch mehr Schmerzen. Ich gehe in die Knie und versuche ihn anzuheben, während ich dem Kind zuflüstere <Hey, du musst aufstehen. Sonst schlagen sie dich noch mehr.>. Die Person versucht eine Art lächeln aufzusetzen und versucht aufzustehen. <STOP! Ich habe gesagt keine Hilfe!> schreit der Mann wütend. <Dieses Vieh wird lästig. An die Wand mit ihr! Fixiert das andere Vieh auf den Stuhl!> befiehlt er seinem Wachpersonal. Ich werde von zwei Personen gegriffen. Diese ziehen mich zu einer Wand mit einer merkwürdigen Apparatur. Meine Hände werden fixiert an dieser. Das andere Kind wurde auf einen Stuhl fixiert und der Kopf wird auf mich gehalten. Da kommt der Mann mit einer sehr großen schwarzen Peitsche. Mit einem Lächeln im Gesicht sagt er <Genieß es, sie wird nur wegen dir ganz viel Spaß haben>. Er holt mit der schwarzen Peitsche aus. Eins. Ich beginne zu weinen. Mein Körper zuckt zusammen. Ich versuche weg zu rennen, kann aber nicht. Zwei. Ich zittere, ich kann es nicht ertragen. Schmerz. Noch mehr Schmerz. Viel mehr Schmerz. Schwarz ist eine feige und schäbige Farbe. Drei. Vier. Fünf. Sechs. ….
Darf ich dich was fragen?
Wir schlafen auf den Boden. In einem schäbigen Raum ohne wirkliche Heizung, jede*r hat nur eine Decke. Wir sind weniger geworden. Aus verschiedenen Gründen. <Hey du.> sagt ein Mädchen neben mir zu mir. <Hey Maria.> antworte ich. <Du darf ich dich was fragen?> fragt sie sehr vorsichtig. <Ähm, ja klar.> antworte ich mit einem Lächeln. <Ich glaube ich habe mich in dich verliebt. Ich wollte dich fragen, ob du meine Freundin sein möchtest?> sagt sie leise und unsicher zu mir. In ihren grünen Augen ist ein Funkeln. Sie hat gerade großer Angst vor der Antwort. Liebe. Liebe, Fürsorge was ist das? In den Büchern meiner Eltern hieß es immer, wenn der Mensch besonders ist. Wenn du dein Leben lang mit der Person etwas machen möchtest, wenn du dich immer auf gemeinsame Momente freust. Wenn das Leben der Person über deinem eigenen steht. Als würden zwei Menschen in eine Ko-Existenz gehen. Die Faktoren stimmen also schon mal. <Ähm, warum nicht? Ich hatte noch keine Freundin also erwarte nicht zu viel von mir.> antworte ich vorsichtig. Sie beginnt zu strahlen. Ich kann ihre Hoffnung in den Augen sehen. <Ich habe etwas für dich.> sagt sie zu mir, während sie hinter sich fasst. Sie holt ein Notizbuch in einem türkisenen Umschlag hervor und reicht es mir. Ich nehme das Notizbuch. Es mag unscheinbar wirken. Aber in dieser Welt ist alles wertvoll. <Vielen Dank!> sage ich weinend vor Freude. Sie lächelt. Ich schaue ihr in die Augen. Noch bevor wir begreifen was passiert, geben wir uns einen Kuss.
Lächeln
Ich komme gerade auf der Demonstration an und gehe zu meinem Bruder. Er war schon früher aufgestanden und los gegangen. Ich habe noch mein Schild mitgenommen. Auf dem Schild steht <Das Recht auf Leben hat jeder Mensch> in Gelb. Gelb ist eine freiheitliche Farbe. <Morgen Bruder.> begrüße ich meinen Bruder. <Hallo, Schwester.> antwortet er mir freudig zurück. Ich blicke kurz zu einer anderen Gruppe, wo meine Geliebte steht. Ihr Bruder ist bei ihr. Ich lächle, aber das wird sie gerade nicht bemerken. <Hey, es wird alles gut. Vielleicht können wir sie heute Abend noch besuchen.> sagt mein Bruder zu mir um mich zu beruhigen. Er lächelt mich an. Gibt es auch Momente, wo er mal nicht lächelt? <Aber, dann pass auch auf dich auf!> antworte ich ihm.
Willst du?
<Na, ausgeschlafen?> fragt er mich. Er ist ein Junge in meinem Alter. Er hatte mich auf der Straße aufgelesen. Mir etwas zum Essen gegeben und mir wieder richtige Klamotten besorgt. <Ja und du?> antworte ich ihm. <Ja natürlich. Ich war bereits unterwegs und habe etwas für dich gefunden.> sagt er lächelnd, während er im Raum zu einer kaputten Kommode geht. Wir leben in einer Ruine am Rande der Stadt. Aber hier können wir schlafen. Und exestieren? Er öffnet eine Schublade und holt ein graues Oberteil heraus. Ich beginne mich zu freuen. Grau ist eine anarchistische Farbe. Das Oberteil ist richtig cool. <OMG, das Oberteil ist ja richtig cool!> sage ich freudig. Er beginnt zu lachen und sagt <Ich wusste doch, dass es dir gefällt.>. Er kommt näher zu mir und überreicht mir das Oberteil. Ich weine Freudetränen. <Aber das ist noch nicht alles.> sagt er zu mir und geht zurück zur Kommode. <Okay?> frage ich verwirrt. Er holt etwas aus der Kommode und packt es hinter seinen Rücken und kommt wieder zu mir. Ich schaue ihn fragend an, während er lächelt. <Hier für dich.> sagt er freudig und überreicht mir einen türkisen Teddybär. Ich nehme ihn benommen. <Türkis ist eine arme Farbe.> murmle ich vor mir hin. <Was hast du gesagt?> fragt er mich und ich antworte <Ignorier mich, ich freue mich gerade einfach.>. Ich lüge ihn an. Türkise Dinge hatten nie viel materiellen Wert. Aber das, was die Menschen damit sagen möchten ist so wertvoll. Sie geben aus ihrem nichts etwas so Wertvolles um mir zu zeigen, wie viel ich ihnen Wert bin. Ich beginne zu weinen. <Vielen Dank.> sage ich weinend zu ihm und nehme den Teddy in die Arme. Er war immer da. Er hört sich meine Sorgen an. Er ist da, wenn ich Hilfe brauche. Er hat Verständnis für mich. Er motiviert mich. Er kümmert sich um unsere Verpflegung. Er ist wie eine Familie, die ich nie haben durfte. <Darf ich dich etwas fragen?> frage ich vorsichtig. <Klar, immer doch.> antwortet er mit einem Lächeln. <Ähm, willst du mein Bruder sein?> frage ich nervös und stotternd. Er beginnt zu lächeln und sagt <Aber klar, meine Schwester.> Er kommt auf mich zu und beginnt mich zu umarmen. Ich beginne ebenfalls meinen Bruder zu umarmen. Es fühlt sich gut an. Es fühlt sich nach Geborgenheit an. Es fühlt sich nach: Du bist sicher, an. Ein Gefühl von Familie. Ich genieße die Wärme, die sein Körper verströmt.
Entscheidung
Wir werden transferiert in ein anderes Gebäude. Wir sind bewacht von schwer bewaffneten Wachpersonal. Dieses hat die Genehmigung jederzeit auf uns zu schießen, wenn wir nicht den Anweisungen folgen. Neben mir steht Puma. Em war 15 Jahre alt. Ich sehe wie em sich leicht dreht, als würde em gleich loslaufen wollen. <Was machst du?> frage ich em flüsternd. <Nach was sieht es aus?> antwortet mir em. <Lass das sein.> fordere ich em auf. <Warum sollte ich?> antwortet em mir genervt. <Weil du sonst stirbst?> antworte ich em fragend und verdutzt. <Was ist daran so schlimm? Ich will entscheiden, wie und wo ich sterbe. Glaubst du, dass es besser werden wird? Viele sind Tod. Einige mit positiven Tendenzen wurden wo anders hingebracht. Selbst wenn wir das hier überleben, was sind wir noch? Dürfen wir dann exestieren und ab und zu einmal lächeln? Diese Menschen lassen uns hier, weil wir nach ihnen keine Menschen sind. Sie lassen uns hier, weil wir nicht in ihr Weltbild passen. Ein freier Wille. Das ist in ihrer Welt nicht erlaubt.> antwortet em mir fast weinend. <Aber, irgendwann ist das alles vorbei. Und dann dürfen wir frei Leben.> antworte ich em ebenfalls fast weinend. <Frei Leben? Leben? Schau uns doch an. Unsere Körper sind mit Narben von Folter und Hass übersäht. Unsere Herzen kämpfen und kämpfen, dabei sterben sie einen langsamen und qualvollen Tod. Die Narben aller qualvollen Verluste, die wir erlitten haben, sind darin zu sehen. Wir hätten früher ein Mensch gebraucht, der uns sagt <Du bist wundervoll, wie du bist.>. Es bereitet mir schon höllische Schmerzen nur zu versuchen eine freundschaftliche Verbindung aufzubauen. Ich kann nicht mehr. Aber ich wünsche dir, dass sich deine Träume erfüllen mögen.> sagt em weinend zu mir, bevor em sich losreißt und beginnt zu rennen. <STOP! Stehen bleiben!> schreit ein Wachpersonal, aber em rennt weiter. Ich drehe mich weg und höre nur wie Schüsse fallen.
Los mach schon
<Hey.> begrüßt mich Maria. <Hey.> begrüße ich sie zurück. Ich freue mich sie zu sehen. Sie steht mir immer zur Seite, wenn ich Hilfe brauche. Ich habe mich bei meiner Freundin schon sehr oft ausgeheult oder mir wieder Stärkung geholt, wenn der Typ im violetten Anzug mir seine Liebe eingeführt hat. <Wir sollen übermorgen verlegt werden, hast du das schon gehört?> fragt sie mich sichtlich nervös. Wir stehen in einer größeren Halle. Sie möchten uns zählen oder sowas. Ab und zu sehen wir uns beim Schlafen, ganz selten auch irgendwo in einer Halle. <Ja habe ich. Aber egal was passiert, wir bleiben ein Paar oder?> frage ich sie fast weinend. <Auf jeden Fall! Ich freue mich so, dich noch einmal zu sehen.> antwortet sie mir weinend. <Ich liebe dich.> sage ich zur ihr, während ich sie in die Arme nehme. <Ich liebe dich.> antwortet sie mir. Wir lächeln beide, bevor wir uns küssen.
Noch bevor wir aufhören uns zu küssen, werden wir auseinandergezerrt und auf den Boden geworfen. <Wie kannst du mir das antuen? Ich dachte wir lieben uns? Und dann auch noch mit einer Frau!> schreit mich der Mann im violetten Anzug an. Ich zittere und weine. Ich erwarte Schmerzen. <Hat es dir mit meiner Partnerin gefallen?> schreit der Mann meine Freundin an. Sie liegt Angsterfüllt auf dem Boden. Sie bekommt kein Wort heraus. Ein Verhalten, das ihn noch wütender macht und er beginnt mit seinen Beinen auf meine Freundin einzuschlagen. Immer und immer wieder. Er brüllt sie weiter an, während sie sich vor Schmerzen krümmt und darum fleht, dass er aufhört. Ich weiche zurück. Ich kann nicht. Meine Freundin. Ich versuche mich vor ihn zu stellen. Damit er aufhört. Ich liebe sie. Sie ist mein ein und alles. <Aus dem Weg! Wärst du mir nicht fremdgegangen, würde sie jetzt keine Schläge bekommen!> schreit er mich an. Als er bemerkt, dass ich mich weigere aus dem Weg zu gehen, holt er die Fernbedienung heraus und drückt den Knopf. Meine Dosis wurde mittlerweile erhöht. Ich hatte mich mittlerweile zu stark an die Schmerzen gewöhnt. Der Schmerz beginnt sich in meinem Körper auszubreiten. Ich versuche gegen den Schmerz zu kämpfen aber versage und falle zu Boden. Er sieht sehr wütend aus. Er holt aus einer Tasche ein großes Messer. Er beugt sich über meine Freundin, währenddessen versuche ich wieder aufzustehen. Kurz darauf dreht er sich um und hebt mit seinen beiden Händen mein Kopf hoch und sagt <Ich bin ja nett. Ich verzeihe dir dein Fremdgehen, dafür musst du das nächste Mal aber ein bisschen mehr zum Spaß beitragen.>. Er schaut mich an mit einem dreckigen Gesichtsausdruck <Aber jetzt wünsch ich dir erstmal viel Spaß mit deiner Freundin. Na komm zieh ihr die Hose aus.> sagt er lachend zu mir, während er meinen Kopf fallen lässt und seine Hände einen blutigen Abdruck hinterlassen. Ich weiche zurück. Ich will nicht mehr. Schmerz. Mein Körper zittert. Er drückt wieder den Knopf und schreit <Na Loss, reiß ihr die Kleider vom Leib und dann geht’s los.>
Erkenntnis
Viele Tage sind vergangen seit Puma gestorben ist. Ich verstehe em mittlerweile sehr gut. Ich kämpfe jeden Tag. Jeden Tag. Ich will nicht verrückt werden. Ich will an die Hoffnung glauben, aber scheitere daran. Ich bin in den Gedanken versunken. Es ertönt eine Sirene. Ich schaue mich um. Die anderen Jugendlichen sind ebenfalls sehr verwirrt. Wir schauen umher und dann bemerken wir etwas. Der neue Mann, der vor einigen Tagen noch gefoltert wurde steht mit einem grauen Anzug in der Hauptzentrale. Die Hauptzentrale hat eine gläserne Fassade, sodass die Personen darin, die meisten größeren Räume überblicken können. Neben uns rennt Wachpersonal vorbei. Warte. Sie sind auf den Weg zur Zentrale. Der Mann kommt an das Fenster und lächelt. Er gibt uns mit den Händen das Zeichen, dass wir weglaufen sollen. Einige beginnen zu rennen. Als er das bemerkt, beginnt er uns zu winken und begann zu weinen. Keine Zeit. Ich muss auch laufen. Laufen. Genau. Ich beginne zu rennen. Ich bin kurz davor das Gelände zu verlassen, als ich noch einmal zurückschaue. Er steht noch immer da oben. Auf einen Schlag fällt er zusammen, am Glas bleiben Blutspuren. Danke! Danke dir!
Gelb ist eine freiheitliche Farbe
Ich höre nur noch Schüsse. Sie scheinen von überall zu kommen. Während ich renne, liegen so viele Leichen vor und neben mir. Eine Demonstration der Leichen. Auf einmal waren so viele Bewaffnete Personen aufgetaucht und hatten wahllos begonnen Menschen zu töten. Ich renne wie benommen. Ich zittere und weine. Was war das? Schüsse vor mir. Nein! Das kann nicht sein! Ich drehe mich im Kreis. Ich kann nirgends mehr hin. <Ich will entscheiden, wie und wo ich sterbe> kommt mir Pumas letzter Satz in den Sinn. Geschichten sind sie nicht toll? Diese Texte die oftmals sehr genau oder sehr überspitzt auf Themen hinweisen wollen. Wir können sie Lesen, haben Emotionen und haben Zeit diese zu verarbeiten. Am Ende wissen wir, dass es eine Geschichte war. Aber was, wenn Geschichten real sind? Wenn Folter und Schmerz nicht nur Worte sind. Wenn der Wunsch nach Leben jeden Tag mehr und mehr versackt. Wenn es allgegenwärtig ist und ich nicht einfach aufhören kann?
Ich liebe dich meine Geliebte. Ich liebe dich meine verstorbene Marie. Du warst der beste Bruder, den Mensch sich wünschen konnte. Ich stehe mit einem Lächeln im Gesicht da und halte Stolz vor mir das Schild mit der gelben Aufschrift <Das Recht auf Leben hat jeder Mensch.>.
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