*** Trigger Warnung ***
Hinweis: Diese Kurzgeschichte ist frei erfunden. Allerdings ist sie teilweise sehr traurig. Bitte lese, diese Geschichte nur, wenn du dich bereit dafür fühlst. Sollte es dir nach dem Lesen der Geschichte schlecht gehen, suche dir Hilfe.

Photonen erreichen mich. Sie werden gebündelt und reizen Nerven. Elektrische Impulse erreichen mein Gehirn. Impulse mit Informationen, so vielen Informationen. Aber doch sagen mir diese Informationen nichts, denn die Impulse in meinem Kopf sind zu stark.

Warum stehe ich überhaupt auf? Jeden Tag das Gleiche. Das ändert sich doch nicht. Ich weiß wie ich mich fühlen werde. Ich weiß welche Schmerzen ich haben werden. Einfach nur Sinnlos.

Jeden Tag gibt es die Chance etwas Neues zu erreichen und jeder Tag kann besser werden!

Besser? Und wie fühle ich mich? Jeden Tag, jedes Mal einreden: Irgendwann schaffst du es. Dabei drücke ich mir das Messer doch immer weiter hinein. Es schmerzt verletzt zu werden. Es schmerzt zu versagen. Aber das, was dich in den Wahnsinn treibt ist das „Es wird besser!“. Jeden Tag aufstehen, um am Ende des Tages nur wieder enttäuscht von dir selbst zu schlafen. Jedes Mal, die Hoffnung: Heute schaffe ich es! Um dann im Zweifel zu versinken, es nicht zu können. Jeden Tag, die Erwartung: Es kann nur besser werden! Um wieder zu erfahren, wie Hoffnungslos die aktuelle Position ist. Jeden Tag die gleichen wiederkehrenden Messer, die neue Schnitte hinzufügen oder alte wieder öffnen und weiten. Während du mit der Wahrheit konfrontiert wirst, das morgen wieder genauso sein wird.

Aber du bekommst die Chance morgen etwas an deiner Situation zu ändern!

Ändern? Die Chance etwas zu ändern? Du siehst anscheinend etwas, dass ich nicht sehe. Die Umwelt um uns herum, gibt uns keine Wahl. Wir sind ihr oftmals ausgeliefert und können uns nicht wehren. Wenn wir das Wort ergreifen, was bleibt dann? Kleine Dinge können so unscheinbar wirken, aber doch sind sie wichtig. Menschen, Dinge oder Taten könnten viel schöner sein, aber doch akzeptieren wir das kleinere – weil wir es sicher haben. Auch wenn der Mensch sich dabei verletzt und spürt wie das Messer schneidet, so liebt er doch diesen Moment des Lebens.

Ich greife nach meiner Bettdecke. Ich nehme sie in die Arme. Etwas Stoff meldet meine Haut. Aber doch fühlt es sich nach so viel mehr an.

Stell dich nicht so an! So schwer kann es doch nicht sein!

Würdest du tun, was du selber sagst? Würdest du etwas tun? Ob es nur drei Wörter benötigen würde oder mehr. Ob es einen aktiven Widerstand braucht? Wo ist denn der Unterschied? Ich muss Schmerzen eingehen, um etwas zu erreichen. Ein Opfer, dass vielleicht gemacht werden würde. Aber was dann? Ein Opfer für Schmerzen? Was wenn ich dort keine Zukunft sehe? Was wenn dort nur Schmerzen warten? Was wenn dort Angst wartet? Vor allem die Angst vor dem Verlust des wenigen Lebenswerten?

Veränderung gehört zum Leben und nur Veränderung kann etwas verbessern.

Das stimmt. Aber doch ändert es nichts an der Lüge, die wir uns so gerne erzählen. Wir lügen uns doch zu gerne an. Spielen uns die heile Welt vor. Obwohl die Wahrheit klar sichtbar ist. In einer Welt, in der das Wort keinen Wert hat. In einer Welt, in der Ich egal bin. In einer Welt, in der Menschen meine Maske am liebsten mögen. Wo ist das mein Wille? Warum sollte ich da etwas ändern? Ersehen wir nicht alle die Änderung zum positiven? Haben wir nicht alle als Kind den Traum des tollen Lebens? Es ist nahezu Zionistisch zu sagen, dass uns Leben etwas Besserem belehrt. Wir lernen Veränderung als Schmerzen kennen. Die neue Schule. Der neue Wohnort. Die neue Klasse.

Ich fühle, wie meine Augen feucht werden. Es bilden sich Tränen. Ich fühle, wie eine Träne meine Wange herunterkullert.

Die tolle Zukunft wartet doch auch auf dich!

Tut sie das? Ich schwimme. Ich schwimme in einem Meer. Ich sehe die Haie im Wasser unter mir. Sie schnappen nach mir, während ich verzweifelt schwimme. Egal, wie lange ich in eine Richtung schwimme, es kommt kein Land. Ich könnte genauso gut im Kreis schwimmen – es würde keinen Unterschied machen. Was soll also meine Zukunft sein? Ein ganzes Leben lang nur den Haien ausweichen? Bis mir irgendwann die Kraft in den Muskeln ausgeht? Wie ist es wohl in einem Körper der Leben möchte und einem Verstand, der Sterben möchte?

Und selbst wenn ich ein Festland finde, was dann? Ich bin alleine auf einer Insel umzingelt von meinem Tod. Während ich mich also freuen soll, dass ich lebe, kommt die Wahrheit, dass ich genauso sterbe wie davor.

Aber auf dieser Insel könnten auch ganz viele Rohstoffe sein.

Und was soll sich dadurch ändern? Wie lange bin ich geschwommen? Habe ich mich schon mit letzter Kraft auf diese Insel gezogen? Woher soll die Kraft zum Nutzen der Rohstoffe kommen? Und sind es die richtigen? Vielleicht habe ich Teile meiner Körperfunktionen ab geschalten, um länger schwimmen zu können. Vielleicht ist mein Körper schon extremst unterkühlt.

Ich öffne meine Augen wieder. Eine Wand. Eine Wand. Geht es vielleicht nicht darum, was ich sehe? Sondern nur darum etwas zu sehen? Geht es darum etwas wahrzunehmen, ohne eine Deutung davon?

Aber vielleicht wollen dir Menschen da draußen helfen?

Warum sollten sie und wie wollen sie mir helfen? Es sind doch meine Probleme. Meine Unfähigkeit. Ich bin doch das Problem. Ich und meine falschen Hoffnungen. Ich und meine Angst. Ich und mein Leben.

Würde ich mehr Mut haben, hätte ich vielleicht keine Probleme. Würde ich stärker sein, könnte ich mich durchsetzen. Wäre ich nicht so wahnsinnig, würde die Welt mich vielleicht anders behandeln. Aber genau hier kommen wir doch schon wieder in die Lügen. Ich weiß, dass ich das nicht bin. Ich weiß das diese Vorstellung mir meine Welt nur schönredet und ich morgen wieder enttäuscht bin, dass ich es nicht bin. Aber es fühlt sich so gut an. Ich zerstöre mich – aber ein Tag fühlt sich zumindest gut an. Oder vielleicht noch ein zweiter. Oder ….

<Hey, ist alles gut mit dir?> fragt mich eine Stimme von links. Ich schaue die Person an. <Im Moment geht es.> sage ich mit einem Lächeln.

Categories:

Tags:

No responses yet

Schreibe einen Kommentar